Sanaz

Tagaus, tagein
und auch nachts
deckt sie unterm Kopftuch
ihre jungen Haare zu
und die flirrenden Gedanken,
schabt sie rosiges Fleisch vom Dönerspieß
und packt es mit Oliven und Salatblättern
in Fladenbrote ein.

Sie versteht es,
aus den Mädels,
die sich was Schnelles zum Essen holen,
Träume heraus zu fragen,
und die Jungs
mit ihren dunklen Augen anzublitzen,
wenn ihr Vater mal weg sieht.

Und ihr Blick fällt,
so oft er kann,
auf das Großraumkino gegenüber,
wo überdimensionale Helden
in grellen Farben von Reklamewänden
leuchten.

Dann sehnt sie sich danach,
für einen Abend
die Straßenseite zu wechseln
und dabei vielleicht auch
das Haar einmal offen zu tragen,
und sehnt sich danach,
ein einziges Mal eins von den Mädels zu sein,
die sich was Schnelles zum Essen holen
und die dann raus rennen
in all die wunderbaren Möglichkeiten der Nacht

Paul Blau