Der Alles-light-Blues
Sie
steht vor dem Spiegel,
skeptisch ist ihr Blick.
„Nach dem Schokoriegel
bin ich wohl zu dick.“
Draußen
auf der Straße
lächelt vom Plakat
Claudia, die Tolle.
Was die für Ärmchen hat!
Alles
light,
alles light,
alles light,
eines Tages tut´s uns leid.
Sie
will auch beliebt sein,
drum fasst sie den Entschluss,
dass sie noch diesen Sommer
zehn Pfund verlieren muss.
Sie
geht in den Laden,
trifft dort ihre Mutter.
Die sagt ihr: probier doch mal
die prima Halbfettbutter!
Alles
light,
alles light,
alles light,
eines Tages tut´s uns leid.
Wasserjoghurt
„Silhouette“, der hat null Prozent,
für aufgepeppten Honig hat jetzt Bayer ein Patent.
Die Erdbeermarmelade, die schmeckt schon ziemlich schlapp.
Das Saccharin macht Dünnpfiff, das bringt sie gleich auf
Trab.
Alles
light,
alles light,
alles light,
eines Tages tut´s uns leid.
Es
folgt der Samstagmittag,
sie macht die Glotze an.
Es gibt da fünfzehn Talkshows,
die Bärbel fängt grad an.
Zum
Reden muss man schnell sein,
denn um was zu erklär´n,
hat man grad zwei Minuten,
mehr woll´n die Leut´nicht hör´n.
Alles
light,
alles light,
alles light,
eines Tages tut´s uns leid.
Am
Montagmorgen kommt sie,
schon dünner ins Büro.
Die Komplimente der Kollegen
machen sie so froh.
Schon
ein dreiviertel Kilo
hat sie jetzt geschafft,
zur Pause gibts statt Lila Pause
Halbfetkäs´ von Kraft.
Alles
light,
alles light,
alles light,
eines Tages tut´s uns leid.
Am
Mittag sagt der Chef ihr,
sie solle zu ihm kommen.
Als sie sich fragt: was ist jetzt los?
Beginnt der Chef beklommen:
„Wir
hab´n jetzt lean production,
wir gehen mit der Zeit,
ihr´n Arbeitsplatz, den gibt´s nicht mehr,
ade, es tut mir leid.
Alles
light,
alles light,
alles light,
eines Tages tut´s uns leid.
Salabam
(1997)
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