Die kleinen schwarzen Kaffees
Die kleinen schwarzen Kaffees, in denen die Löffel stecken bleiben, sie kleben mir im Mund, so süß und schwer und bitter zugleich. Und sie löschen kein bißchen den Durst. Aber sie sind die billigste Möglichkeit, hier sitzen zu können bei den Schwarzweiß-Fotos von den guten alten Zeiten des Flohmarkts am Port de Clignancourt, als die Marktschreier womöglich noch lauter waren. Auch damals gab es sie wohl schon: die verschlagenen Kartenleger, die auf Pappkartons Herz-Könige und Pik-Asse zwischen geschickten Fingern herum wirbelten. Und die Leierkasten-Männer, die es heute nur noch für die Touristen tun. Aber man liebt sie halt doch. So wie man auch die rührseligen Chansons liebt, die eine charmante ältere Dame auf einem verstimmten Klavier klimpert, ohne die lauten Rufe der Garcons, das Lärmen der Gäste und das klappernde Geschirr zu beachten. Man schwelgt für Minuten in großen Gefühlen. Verklärt lächelnd ertappt man sich dabei, daß man fort schwebt in eine bessere Welt, die es nie gab. Am Tassenrand bildet sich ein braunes Muster ab, das passt zu den Rauchfäden der filterlosen Zigaretten. Ich bleibe noch und fange mir etwas ein vom träge dahin gleitenden Leben, schwimme darin. Und es ist für Augenblicke, als wäre ich schon immer hier gewesen. Paul Blau |